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Donnerstag, 5. Januar 1989


Ab in die Berge


Zum Abschluss in die Mountain-Provinces

Um fünf Uhr bin ich aufgestanden. Wie fast schon an jedem Tag meiner Reise verlass ich auch heute wieder mein Quartier zu einer Zeit, zu der „normale’ Menschen schlafen. Meinen Rucksack habe ich gestern Abend noch Rolf gegeben und im Keller einschließen lassen. Werners Rat folgend gehe ich erst mal zu „Mister Donut“ gepflegt frühstücken. Anschließend geht’s zu Fuß zur „United Nations Avenue Station“, von dort sind es – ich glaube – fünf Stationen bis zur „Tayuman Station“ und dann sind es bis zum „Dangwa Tranco Terminal“ auch nur noch 500 m.

Busticket

Man hat zwei Möglichkeiten, mit dem Bus nach Banaue zu kommen: Entweder mit der einfachen 3. Klasse für 30 ₱ oder aber, wenn man den Komfort eines klimatisierten Reisebusses genießen will, in der 1. Klasse für 60 ₱. Eine 2. Klasse gibt es anscheinend nicht. Also 1. oder 3. Klasse. Doch die Frage stellt sich gleich gar nicht. Die Fahrt im „Super-Air-Conditioned-Luxus-Bus“ letzte Woche von Bacolod nach Cebu City – oder ist es schon länger her? – ist mir mit dem geplatzten Reifen noch dermaßen negativ in Erinnerung, dass ich gar keine andere Wahl habe, als den „einfachen’ Bus zu nehmen. An dem kann der Fahrer – falls es zu einer Panne kommt – noch selbst was schrauben. Der Dangwa Bus ist etwa so breit wie ein Bus bei uns, ist aber wesentlich kürzer und hat keinen Mittelgang. Gegen 8:00 Uhr geht’s los. Über die Nationalstraße 3 verlassen wir Manila in nördlicher Richtung. Die Gegend hier ist sehr flach und übersät von Reisfeldern. In Tabang wechseln wir dann von der Nationalstraße 3 auf die Nationalstraße 5. Es ist jetzt etwa 9:00 Uhr.

In der Reisschüssel der Philippinen


Reisfelder, wohin das Augen schaut

Wir haben Plaridel, Bustos, San Ildefonso, San Miguel und wie Ortschaften alle sonst noch heißen, hinter uns gelassen und sind gegen 11:00 Uhr in der Provinz Nueva Ecija in der Nähe der Stadt Cabanatuan. Ein Drittel der Strecke haben wir, was Strecke und Zeit betrifft, bereits hinter uns. Hier, in der „Reisschüssel der Philippinen“ machen wir unsere erste Rast. Hier kauf ich mir für 37 ₱ (rund 3,10 DM – Mann, das sind ja Preise wie bei uns) eine Schweizer Toblerone. Ich brauch jetzt unbedingt Kalorien für die Fahrt, das Frühstück von heute früh ist schon lange verdaut.

Nach der Pause geht’s dann über San José und die Central Plains weiter in die Provinz Vizcaya in die traumhaft schöne, aber raue Landschaft der Mountain Provinces. Häufig nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt bietet sich nach jeder Kurve, eine neue spektakuläre Aussicht auf die Kordilleren.

Bei Santa Fe steigt das Land dann langsam an. Der Fahrer quält den Bus hinter Holzlastern und anderen Transportern durch das Caraballo-Vorgebirge in Serpentinen hinauf zum 911 m hohen Dalton-Pass an der Grenze zwischen den Provinzen Nueva Ecija und Nueva, genau dort wo die Bergketten Caraballo Sur und die Sierra Madre aufeinandertreffen. Hier machen wir ein zweites Mal Rast. Sechs Stunden und 200 km haben wir nun hinter uns.

In den Bergen der Mountain-Provinces

Unweigerlich muss ich bei „Dalton“ immer an die trotteligen Widersacher von Lucky Luke denken, dabei ist der Pass hier doch nach einem amerikanischen General benannt, der hier angeblich von Scharfschützen getötet worden sein soll. Entlang der Passstraße werden nun allerlei Dinge angeboten, vor allem Körbe aus Bambus, aber auch Beeren und Kartoffeln. Ich hab Hunger, aber ein Restaurant oder eine Würstchenbude gibt es hier nicht. So besteht mein „Mittagessen“ heute aus 6 Bananen, die ich an einem der Stände für 2 ₱ (16 Pfennig) erstanden habe.

Panne in der Bergregion


Gegen 14:00 Uhr geht’s dann weiter, vorbei an den „Weißen Bergen“ der Salinas Salt Springs. Die Hügel dort sehen zwar aus wie Hügel, sie sind aber über und über mit Salz bedeckt.

Kurz hinter Bambang, die Straße ist kerzengerade und man kann es krachen lassen, platzt uns der Kühler. das ist für den Fahrer aber ganz offensichtlich kein Problem. Loch und Kühler mit etwas Epoxid zuschmieren und dann geht es nach einer dreiviertelstündigen Zwangspause weiter. „God bless our trip.“ 20 km später erreichen wir die Provinzhauptstadt Bayombong, wo die Aetas (Sammelbezeichnung für indigene Völker aus der Bergregion Luzons) immer im August von den umliegenden Bergen herunterkommen, um hier bei einem Fest an die aussterbende Gaddang-Kultur zu erinnern. In Bagabag, wir sind jetzt bereits fast 7 Stunden unterwegs, gabelt sich die Straße. Rechts weg geht’s nach Aparri, einer der nördlichsten Städte der Philippinen und links nach Lagawe und Banaue.

Ca. 75 km liegen noch vor uns. Nach wenigen km verlassen wir die Provinz Cagayan Valley und sind nun in der Provinz Cordillera. Die Straße wird immer schmaler und abenteuerlicher. Nach weiteren 1½ Stunden aber erreichen wir unser Ziel: Banaue.

Ankunft in Banaue


Am Ortseingang werden wir von Männern in Camouflage-Tarnanzügen kontrolliert. Was ist das jetzt für eine Show? Nach der Kontrolle können wir aber ohne Probleme aussteigen und in die Stadt gehen.

Banaue liegt sehr, sehr abgelegen. Es gibt zwar Busse von Baguio, und den Fernstreckenbus von Manila, aber Banaue hat weder Flughafen noch Eisenbahn. Um hierher und mit den Menschen in Kontakt zu kommen, bedarf es dann schon etwas mehr. Es ist extrem schwierig, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen. Obwohl für Banaue Mords-Reklame gemacht wird, gibt die Stadt nicht viel her. Schmutzige Straßen und ein Souvenir-Shop am andern, wo sie für allen möglichen Ramsch Fantasie-Preise verlangen. ‘N richtiger Nepp halt. So mein erster Eindruck.

In den Kordilleren

Nützt alles nichts, ich muss jetzt erst mal eine Bleibe suchen. In maximal 1 Stunde ist’s dunkel, da habe ich nicht mehr allzu viel Möglichkeiten zu gucken. Also gehe ich erst mal zum Tourist Office am Markt. Doch Banaue scheint ausverkauft. „Wonder Lodge“, „Val Greg Hotel“, „Happy Home“, alles voll belegt. Selbst das „Traveller’s Inn“ ganz im Norden hat keinen Platz mehr. Jetzt heißtes Klinken putzen. Erst im „Half Way“ hab’ ich Erfolg, sofern ich mit dem letzten Bett in einem Vierbett-Zimmer zufrieden bin. Mit drei Österreichern teil ich das Zimmer. Für eine Nacht ist das okay.


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